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Napster, iTunes, Spotify und die Plattformisierung der Welt

Kurzthese

In der Zwischenzeit sind Plattformen noch viel mächtiger geworden. Kaum eine Branche hat so sehr von Corona profitiert, wie die Digitalkonzerne. Das ist kein Zufall. Die Dialektik von Zusammenbruch und Erschaffung neuer Ordnungen ist das Erfolgsrezept der Plattformen. Alles begann mit Napster und dem Kollaps eines Geschäftsmodells. Um zu verstehen, warum wir sind, wo wir sind, soll die Musikindustrie uns als Linse dienen, mit der wir die Macht der Plattformen sezieren.

Beschreibung

Eine ehrliche Geschichte der Plattformisierung muss bei Napster beginnen. Napster war nicht nur der spektakuläre Kontrollverlust der Musikindustrie, den wir heute erinnern, sondern der erste Schritt in eine neue Gesellschaftsordnung. Die Musikindustrie war das erstes Opfer der Digitalisierung, sie ist aber auch ihre erste Überlebende. Sie stand am Rand des Abgrunds und heute feiert sie mit Spotify und Co. neue Rekordgewinne. Doch auf dem Weg dorthin ist kein Stein auf dem anderen geblieben. 

Was mit der Musikindustrie passierte, passiert gerade mit der ganzen Gesellschaft. Unsere Prozesse laufen ins Leere, unsere Erwartungen werden untergraben und unsere Institutionen unterhöhlt. Doch anstatt in einer Anarchie finden wir uns als Subjekte eines neuen Regierens wieder. Kaum wahrnehmbar lenken Plattformen unsere Handlungen, definieren unsere Entscheidungsräume und suggerieren uns dabei eine neue Form von Stabilität und Verlässlichkeit.

In meinem Talk möchte ich die Metamorphose der Musikbranche von Napster über iTunes bis Spotify nachzeichnen und dabei erklären, wie die Macht der Plattformen funktioniert, wie sie uns alle im Griff hat und was wir tun müssen, um uns aus ihren Fängen zu befreien, oder sie sogar für unsere Zwecke einzusetzen. Der Talk basiert auf meinem neuen Buch: Die Macht der Plattformen - Politik in Zeiten der Internetgiganten.